Schützenkönige tragen Bruderschaftsschatz am Hals und zu Unges Pengste zur Schau

Welche Schätze Korschenbroicher Schützenkönige mit sich herumtragen, wissen die Bruderschaften nicht so genau:

„Was unsere Königssilber in Euro und Cent wert sind, lässt sich nur schätzen“, verrät Sebastianer-Ehrenpräsident  Hermann-Josef Kronen. Der erfahrene Bruderschafter spricht von unersetzlichen Werten, die sich nicht an der Silberwaage ablesen lassen. Und doch gibt es Anhaltspunkte.

Als die historischen Silberketten einmal öffentlich zur Schau gestellt werden sollten, verlangten die Schützen als Sicherheit eine Versicherung über 50.000 Euro. Das übersteigt sicher den Materialwert, macht aber deutlich, wie lieb und  teuer den Bruderschaften ihre oft hauchdünnen getriebenen Silberplatten sind.

Bezirksbundesmeister Horst Thoren: „Unsere Amtsketten dokumentieren Bruderschaftsgeschichte und geben Zeugnis von Bedeutung und Größe unserer Ver-
einigungen in der Vergangenheit.“ Augenfälliges Beispiel für vergangene Größe ist das Königssilber der Sankt-Sebastianus-Bruderschaft Korschenbroich,

dessen älteste Königsplatten aus dem 18. Jahrhundert stammen und auch kunsthistorisch wertvoll sind. Gestiftet wurden die Silberschilde von Schützenmajestäten, die seinerzeit Rang und Namen hatten und ihrer weltlichen Macht in prächtigen Schilden Ausdruck verliehen. So hängen noch jetzt am historischen Rückensilber der Sebastianer zwei Platten, die Klemens Zeno von Dorth, Herr auf und von Haus Horst, stiftete. Daneben baumelt ein Silberschild mit der Lilie der französischenKönige, gestiftet von Kriegskommissar Dureville, der als Besatzer nach Korschenbroich kam, im Namen seines allerchristlichsten Königs Ludwig XV. 1759 Schützenmajestät wurde und der Bruderschaft eine große silberne Erinnerungsplakette hinterließ.

Getragen wird das historische Königssilber zum Schützen- und Heimatfest Unges Pengste an den Pfingsttagen von Majestät Hans Merckens, der sich wohl der Bürde bewusst ist. Aufpassen! heißt es für den König, damit das historische  Silber keinen Schaden nimmt. „Anlehnen in der Kirchenbank oder auf dem Stuhl im Festzelt ist verboten“, nennt Präsident Peter Schlösser eine der strengen Verhaltensregeln. Die beiden Minister Helmut Maaßen und Peter Holzenleuchter passen
mit auf, war doch das Ministeramt in früherer Zeit mit der Bürgschaft fürs Königssilber verbunden.

Putzen verboten! So lautet die zweite Regel, denn für den Silberputz in Korschenbroich ist nur einer zuständig: Juwelier Armin Kloeters. Der erfahrene Silberputzer hat die verantwortliche Aufgabe vor Jahren von seinem Schwiegervater Friedel Zimmer übernommen, der ein halbes Jahrhundert den Putzdienst für die Bruderschaften verrichtete und als Mittsiebziger die Aufgabe dem Schwiegersohn übertrug: „Das machst Du jetzt.“

Mit ähnlichen Worten war schon Zimmer selbst zum Silberputzer bestellt worden. Von seinem Schwiegervater. Zwei bis drei Stunden muss Juwelier Kloeters wienern, bis das Silber glänzt. Was er dazu braucht? Reichlich Muskelfett. Dazu trockene Tücher. Nur kein Sidol. Früher hätten Königinnen schon mal zu helfen versucht, hat der alterfahrene Putzmeister Zimmer seinem Schwiegersohn immer wieder erzählt und gewarnt: „Doch Haushaltsmittel sind ungeeignet.“

Kloeters, Silberputzer In dritter Generation, hat seine Lektionen gelernt und kennt sich aus. Weil er und seine Familie als sorgfältig bekannt sind, darf / muss er auch die Königsplatte von 1888 der Junggesellen auf Hochglanz bringen. Zur Freude der Majestäten Hans Merckens und Tobias Ehlert, die beim so genannten Silberputz am Donnerstag vor Pfingsten die geputzten Amtsketten in Empfang. Kloeters wird dafür zünftig belohnt – mit einem königlichen Bier aus großem Krug.